Von Sovata nach Brasov
188 Tageskilometer, Hitze, kein Regen und nen unendliches schlackerndes Vorderrad

Ich war ein Tag zuviel in Sovata. Aber was hätte ich machen können, ich habe am Montag erst meinen Werkstatttermin zum Vorderradrichten in Brasov, ich musste irgendwie im näheren Umkreis von Brasov bleiben und so schlecht war der Campingplatz nicht, nur die beiden Rumänen-Deutschen=Sachsen, Regina und Hans, das ist mir echt zuviel geworden. Die hatten angefangen mich zu adoptieren, ich hatte das Gefühl, keinen Schritt mehr gehen zu können, ohne das sie es registrieren und immer das Gefühl, sie würden am liebsten ihre 24 Stunden am Tag mit mir teilen. Ich hatte keine Lust mehr auf ihre Geschichten, oder anders, ich musste achtsam mit mir sein und noch viel Platz in meinem Kopf für die noch kommenden Geschichten lassen. Sie haben es echt lieb gemeint, aber ich will keine Familie. Da sie mich gestern zum grillen eingeladen hatten und ich mich darauf freute, endlich mal ordentlich zubereitetes Fleich essen zu dürfen, hmmmmm, hatte ich mich entschieden, Samstag noch da zu bleiben und Sonntag dann aber endlich nach Brasov zu fahren. Heute morgen, als ich runter bin vom Platz, haben mich die beiden Ungarn-Rumänen, die Betreiber des Campground, sehr herzlich verabschiedet. Vorher hatte ich von meiner Zeltnachbarfamilie aus Bucarest noch ihre Visitenkarte in die Hand gedrückt bekommen, mit der Anmerkung, er würde sich freuen, wenn ich mal nach Bucarest komme, dann könnten wir zusammen ein oder zwei Bier trinken und er könne endlich Deutsch reden. Die waren total nett und er hat sich immer bemüht, viel mit mir zu reden, weil er unbedingt meine Sprache sprechen wollte ;-). Diese kleinen, aber sehr feinen Begegnungen lassen immer mein Herz etwas springen, wenn Frau so alleine reist, dann tut sowas soooo gut!! Am Samstag kam dann noch nen TransAlpina-Motorradpaar, aber ich hatte einfach keine Kraft mehr, auch noch mit denen in Kontakt zu treten, sie hätten es gerne, so von Biker zu Biker, aber das musste ich blocken.

Am Freitag bin ich dann endlich auch mal in nen Penny gegangen, erstens brauchte ich Wiedererkennung und deren Sicherheit und zweitens was zu essen und trinken und die ganzen Zeit, seit ich in Rumänien bin, wollte ich wissen wie die Lidl, Penny und Kauflandläden hier aussehen! Genauso! Langweilig. Doch es gibt einen Unterschied, bei uns springen in diesen Discountern wenn es hoch kommt, 2-3 Mitarbeiter im Laden herum, dort in Sovata waren es 7 (sic!). Das macht das Zeuch aber auch nicht besser und die leckeren Sachen zum grillen hab ich dann beim Fleischer geholt, die Tomaten und Käse uff’m Markt und eine neue Luftmatratze gabe es auch!! In königsblau und sowas von fett und flauschig und weich!!! Die gab es in nem Laden, welcher eigentlich nur Schnick-Schnack hatte und aus der hintersten Ecke kramte sie die LuMa heraus, mit Blasebalg. Okay das Packmaß ist jetzt nicht der Renner, aber ich will ja nicht Rücken haben, nen bissl bequem darf es sein. Ach und die Deckenhöhe meiner Einraumwohnung hat sich dadurch auch dolle verringert! Schnurz-piep-egal!!

Also heute morgen gg. 10 Uhr los Richtung Brasov. Die Strecke hatte ich extra über Sighisoara gelegt, dies siebenbürgische Städtchen sollte wirklich schön sein, alleine die Straße dorthin war wieder klasse. Viele kleine Dörfer, mal aufgeräumt, mal wirklich sehr heruntergekommen. Aber genau diese Unbeständigkeit macht es auch so spannend, denn hast du ein Dorf was langweilig ist, weiß ich nun, hab acht, das nächste kann der Renner sein und heute, Sonntag waren echt viele Leute, sehr hübsch, ordentlich und teilweise traditionell gekleidet und sind, tja was? Richtung Kirche gelaufen. Der Glauben ist hier wirklich allgegenwertig. Um so schlechter es den Menschen geht um so neuer und hübscher sind die Kirchen in jedem Dorf und es gibt Dörfer, da muss die Armut so gravierend sein, die haben 2-3 Kirchen, tja wo soviele unterschiedliche Glaubensrichtungen mehr oder wenig Tür an Tür leben?! Die Sekter, die Ungarn, die Rumänen, die Sachsen, die Sinti und Roma, die hier gerne Zigeuner genannt werden wollen, Roma klingt für sie zu sehr nach Rumäne und als Rumänen wollen sie auf keinen Fall gehalten werden, die Magyaren, die Juden, die Armenier und die katholische, die reformierte und eben die orthodoxe Kirche. Heute hat eine Roma für mich gebetet, sie hatte mich in Sighisoara bei ner Kippenpause erwischt, wir plauschten und alle, wirklich alle waren spätestens wenn klar ist ist bin aus Schland, waren sie auch mal in Deutschland, sie nahm meine Hand, ließ sie nicht mehr los und betete für mich, natürlich nachdem sie nach meinen Namen gefragt hatte. Das Kleingeld welches ich danach gab, war für all die Kinder und Arztrechnungen natürlich viel zu wenig, aber mehr gabs einfach nicht.

Ich gestehe, ich war faul und bin nur mit dem Töff durch dies Städtchen getuckert, ich hatte keine Muße anzuhalten, nen Kaffee trinken zu gehen und schon garnicht, mit den schweren Motorradklamotten in der Mittagshitze die Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Dann ging es weiter auf eine hübsch restaurierte Kirchenruine ca. 80 km hinter Sighisoara, aber es war noch immer zu heiß, um mit Stiefel und Helm und Jacke da herumzukraxeln und dann wackelte ich dem Ortseingang von Brasov entgegen und die erste MOL-Tankstelle war meine. Ich glaube das ist ne ungarische Kette, aber ich mag die, die sind sauber, aufgeräumt, haben nen netten Shop und meistens nen Betanker. So auch heute. Sandro hieß er, hatte mal für nen paar Monate in Deutschland als Tellerwäscher gearbeitet und ist dann wieder nach Hause (hab ich’s nicht gesagt ;-)!). Kann kein Wort deutsch aber auf englisch konnten wir uns austauschen und er gab mir eine Adresse einer Bekannten in Brasov die Zimmer vermietet, sicherheitshalber, ich weiß nicht, woher ich den Riecher hatte, es ganz genau wissen zu wollen. Eigentlich wollte ich auf nen Campingplatz gleich hinter Brasov, Dreske, der sollte gut sein. Dann noch nen Plausch mit nem Brasover Transalpina-Motorradfahrer aus und los durch die Stadt. Schon das hineinfahren war beeindruckend. Ein wunderbare Mischung aus alten kommunistischen Plattenbauten, Baumärkten, alten Häusern, breite Straßen, unendlichen vielen Kreisverkehren und angenehmen sonntäglichen Verkehr. Die Reifen wurden wieder breiter, die Felgen aus glänzenderem Alu und die Auspuffrohre dicker. Testosteron. Durch Brasov durch und ab zum Campingplatz. Upps. Geschlossen. De Vanzare – Zu verkaufen. Tja, schade! Aber hatte ich nicht ne Adresse von nem richtigen Zimmer!! Im besten Fall mit Dusche, Klo, und Bett und alles innerhalb von 2-3 Metern zu erreichen!! Hin und geklingelt und ne total nette Frau gab mir den Schlüssel Nummer 4. ich fragte, ob es eventuell etwas zu essen gäbe? Ganz vorsichtig und sehr hungrig. Sie: Nein, eigentlich nicht. Aber ich sah wohl so eingefallen aus, das sie meinte sie hätte für sich gerade Suppe gekocht, davon könnte ich was haben. Super! JA, GERNE! 10 Minuten später stand die lecker Suppe, nen Würstchen, nen gebratenes Stück Fleich und ein kaltes Bier im Hof auf’m Tisch und ich konnte futtern, ich Schussel hatte das den ganzen Tag wieder vergessen.

Dann zu Fuß los Brasov erkunden und eventuell nen Blick in die Schwarze Kirche zu werfen. Ich erwischte ein Folklorefest, viele Urlauber, tolle Gebäude, herrliche Aussichten und drei Bankautomaten, die mir kein Geld ausspuckten. Dann muss ich eben morgen, Montag direkt in eine Bank gehen und mit der Visa Geld holen, denn langsam herrscht Flaute in der Geldbörse. Die Jungs wollen morgen ja bezahlt werden und das Zimmer natürlich auch!! Brasov ist echt schön, sehr behutsam wurden einzelne Häuser saniert, aber es gibt auch mehr als genug Ruinen in denen nur unten im Erdgeschoss Geschäfte oder Läden sind, dadrüber sieht es sehr oft sehr unbewohnt und sehr ruinös aus. 2 Stunden Stadtspaziergang haben mir gereicht, dann bin ich wieder zurück in mein wunderbares Zimmer, was etwas süßlich riecht, aber egal und tippe diesen Text und schaue nebenher rumänisches Fernsehen.

ps.: Mein Kontakt zur Werkstatt morgen in Brasov, der liebe Robert, hat mir über Facebook geschrieben, das ich auch schon um 9 da sein kann, super, dann kann ich vielleicht gg. Mittag weiter ins Gebirge :-). Mein erster Termin im Urlaub, fühlt sich komisch verpflichtend an.

pps.: Svenja von http://www.svendura.de hatte mich in meinem Blog mal bezgl. der Sicherungen von Helm und so gefragt, wenn man mal schnell einkaufen geht. Ich bin wahrscheinlich viel zu vorsichtig und nehme Helm, Tankrucksack etc.pp. meistens mit, außer wenn ich’s Schussel vergesse, das ist, glaube ich, nicht nötig, aber ich will es auch nicht drauf anlegen. Wobei, wenn ich in einem Dorf in einen Market Mix gehe, bei uns unter Konsum besser bekannt (aber leider schon fast ausgestorben) dann laß ich sogar meine Schlüssel stecken und den Helm uffm Seitenkoffer. In größeren Städten bin ich vorsichtiger, aber das wäre ich, egal wo auf der Welt, auch.

image68-150x150-5222693 image62-150x150-8726308 Er soll schon über 80 Jahre alt sein, aber arbeitet noch immer und schon immer als Schuster in deisem Haus. In Sovata -Rumänien. image67-150x150-8792129 Die gepresste Pappe fährt auch in Rumänien, zum Glück, nicht mehr so häufig, der Trabi stinkt einfach dolle.
image69-150x150-7416654 image70-150x150-1093973 image63-150x150-7254482 Der Markt war nicht groß, aber er hatte alles was man braucht und nur frische Sachen aus dem eigenen Garten, sehr, sehr lecker. Da haben die Tomaten noch nach Tomaten geschmeckt und nicht nach holländischem Wasser!
image65-150x150-6838153 Markttag mit Direktverkostung. image60-150x150-2269630 Wenn ich den Strohhut gegen meinen Helm tauschen hätte dürfen, also laut Straßenverkehrsordnung, dann hätte ich dies getan, alle Sicherheitsaspekte mal hinten an gestellt! image64-150x150-2225275 Frischer Ziegen- u. Schafskäse in allen Geschmacksrichtungen, ich konnte mich nur schwer entscheiden!
image66-150x150-9704340 Hätte ich mehr Platz auf meinem Moped, dann hätte ich mir einen gekauft, aber das Packmaß geht einfach nicht ;-). image61-150x150-8909123 ENDLICH!! Meine alte “Matratze” (vorne) musste zum Schluss 2x in der Nacht aufgepumpt werden, dann, in Sovata/Rumänien, habe ich mir endlich die Luxusvariante gegönnt!! Ein königliches Bett, farblich sehr passend zum meinem Moped ;-). Über das Packmaß der neuen Matratze schweige ich jetzt mal, auch das sich die Raumhöhe meines Zeltes auf zwei fingerbreit verringert hat, egal. Aber der Rücken sagt danke!! image71-150x150-2647431
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